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Wozu brauchen Sie eine Bietstrategie?

Der zweite Teil der Zwangsversteigerung ist die Bietstunde. Sie haben nun mindestens eine halbe Stunde Zeit, Ihre Gebote abzugeben und Ihre Wunschimmobilie zu ersteigern.
 
Um Ihr Ziel zu erreichen, ist es ratsam, eine Bietstrategie zu haben. Diese sollten Sie im Vorfeld festlegen und sich auf jeden Fall daran halten. Gerade wer zum ersten Mal an einer Versteigerung teilnimmt, dem kann es passieren, dass er sich verleiten lässt, immer weiter zu erhöhen. Man möchte das Traumobjekt unbedingt haben und bietet immer noch ein ganz wenig mehr. Das ist fatal und darum ist es wichtig, sich eine gute Bietstrategie zurechtzulegen.

Um es gleich vorwegzunehmen, es gibt nicht „die eine Strategie“. Jede Versteigerung ist ein wenig anders und Sie müssen Ihre persönliche Strategie entwickeln. Wir können Ihnen hier nur Ansätze und Tipps geben.

Der Erste lautet, gehen Sie mal zu ein paar Zwangsversteigerungen hin und schauen Sie sich an, wie alles abläuft und was für eine Atmosphäre dort herrscht, bevor Sie selbst mitbieten.
 
Der allerwichtigste Punkt bei einer Bietstrategie ist es, ein Limit für das eigene Höchstgebot zu setzten und von diesem auch nicht abzurücken, ganz egal wie die Versteigerung verläuft. Bitte denken Sie daran, wenn Sie den Zuschlag erhalten, gilt dieser beim Vollstreckungsgericht als rechtlich bindender Kaufvertrag, von dem Sie nicht zurücktreten können. Wenn Sie über Ihrem eigenen Limit bieten, kann es passieren, dass Sie sich verschulden. Machen Sie einen detaillierten Finanzplan nach welchem Sie ihr Maximalgebot richten und bleiben Sie bei diesem.
Es versteht sich natürlich von selbst, dass Sie Ihr Maximalgebot für sich behalten und mit niemandem bei der Versteigerung darüber sprechen.
 
Um unberechenbarer zu bleiben, sollte ihr Maximalgebot keine grade Zahl sein und auch Ihre Bietschritte sollten voneinander abweichen. Ein erfahrener Mitbieter durchschaut ihre Bietstrategie sonst sofort. Wenn Sie jedoch einmal um 3000 Euro erhöhen und dann im nächsten Schritt plötzlich um 9200 Euro, wird es sehr viel schwieriger für alle anderen im Raum Sie zu lesen. Das Gleiche gilt für das Maximalgebot. 300.000 Euro ist sehr viel vorhersehbarer als zum Beispiel 290.200 Euro. Auch so können Sie die anwesenden Mitbieter verunsichern. Nun weiß keiner genau, ob Sie noch höher gehen werden oder ihr Limit erreicht haben.
Zudem raten wir Ihnen, Ihre Gebote in unregelmäßigen Abständen zu erhöhen. Auch hier geht es darum, nicht zu vorhersehbar zu werden. Denn am Ende wollen Sie Ihr Wunschobjekt ja so günstig wie möglich ersteigern.
 
Über die Frage, wann Sie am besten das erste Gebot abgeben, scheiden sich die Geister. Manchmal hört man, dass es klug sein kann, erst ganz spät in die Bietstunde einzusteigen, um nicht als nervöser Neuling aufzufallen und den Druck zum Ende hin zu erhöhen. Was Sie jedoch bedenken müssen, ist, dass die Bietstunde mindestens 30 Minuten dauert, dann aber erst endet, wenn kein höheres Gebot mehr geboten wird. Wenn weiterhin geboten wird, dann bleibt die Bietstunde offen. Bei großem Interesse kann eine Bietstunde also sehr lange dauern. 

Das bedeutet, Sie haben genug Zeit und darum ist es ziemlich egal, wann Sie ihr erstes Gebot abgeben. Es handelt sich bei einer Zwangsversteigerung nicht um eine Online-Auktion mit einem Zeitlimit. Sie können sofort zu Beginn der Bietstunde ein Gebot abgeben und dann einfach erst einmal beobachten, was passiert, um dann zum Ende der Bietstunde wieder mit einzusteigen, vorausgesetzt Ihr persönliches Limit ist bis dahin nicht überschritten worden.
 
Sehr viel wichtiger ist es für Sie, zu überlegen, wie hoch oder niedrig Sie einsteigen. Denn wenn sie mit einem zu niedrigen Gebot anfangen, kann es passieren, dass viele Mitbieter einsteigen. Wenn Sie zu hoch ansetzen, dann haben Sie den Spielraum, den ihr Maximalgebot bestimmt schnell eingeengt und können nicht mehr so häufig erhöhen.
 
Theoretisch können Sie natürlich auch um winzige Summen, zum Beispiel 1 Euro erhöhen, davon raten wir aber ab, weil Sie damit die Versteigerung unnötig in die Länge ziehen und so das Gericht, die Gläubiger und die Mitbieter verärgern.
 
Zum Schluss wollen wir Ihnen noch den Tipp geben, sich nicht nur auf das eigene Ziel und die eigene Bietstrategie zu konzentrieren, sondern auch zu versuchen, die anderen Leute im Raum zu lesen. Finden Sie heraus, was es mit den Mitbietern macht, wenn Sie Ihr Gebot erhöhen oder andere Ihre Gebote abgeben. Das Ziel sollte es sein, herauszufinden, wo die Mitbieter gerade stehen. So können Sie Ihr nächstes Gebot entsprechend anpassen, denn manchmal reicht schon eine kleine Erhöhung, um am Ende den Zuschlag zu erhalten.